Blickt man in bildtheoretische Bücher der vergangenen Jahrzehnte, fällt auf, dass viele von ihnen nur wenige Abbildungen enthalten – einige enthalten gar keine.
Dabei sind, meinem Eindruck nach, Bücher und Aufsätze mit eher empirischem Ansatz – zB. solche zur Kunstgeschichte oder zur visuellen Alltags- und Pop-Kultur – noch etwas intensiver bebildert – allerdings ist die Zusammenstellung ihrer Bildbeispiele themen- und methodenbedingt zumeist nicht systematisch. Publikationen mit dem Schwerpunkt auf Theoriebildung – solche zu allgemeineren Fragen visueller Kultur und Ästhetik – scheinen mir besonders wenige Abbildungen einzusetzen.
Nun liegt es auf der Hand, dass eine bilderlose Form zum Formulieren von Bild-Theorien nicht eben das Mittel der Wahl sein kann. Wie also ist die weitenteils ausgeprägte Nonvisualität visualistischer Fachliteratur zu erklären? Ich nehme an, sie hat mehrere Ursachen:
Das detaillierte Verzahnen von Bildern und Bildbegriffen ist aufwendig. Abbildungen müssen stilistisch und inhaltlich entworfen und anschließend hergestellt oder erworben werden. Beides setzt technisches und gestalterisches, eventuell bildwirtschaftliches und bildrechtliches Erfahrungswissen voraus, aber auch ökonomische Mittel wie Zeit, Geld und technische Medien.
Zwar sind mit der Ausbreitung von Computern, Internet und Digitalkameras zumindest die technischen Ressourcen leichter verfügbar geworden. Doch in dem Bereich, aus dem systematische Theorie überhaupt zu erwarten ist – dem Betrieb der Geistes- und Sozialwissenschaften – bleiben, soweit ich weiß, die genannten Mittel, insbesondere in der erforderlichen Mischung, chronisch knapp. Zudem wird in den entsprechenden Hochschul-Instituten und in wissenschaftsnahen Verlagen ein professionelles, systematisch bebilderndes Ausarbeiten von Theorie in aller Regel offenbar kaum eigens ausgestattet.