Schnellübersicht
 

Die neun Dreidimensionalitäten

(7 bis 9)

Die untere Zeile der 9er-Tabelle enthält die Phänomentypen des Kommunizierens – Artefakte, Darstellungen, Soziofakte:

7. Artefakte

Artefakte-Beispiele
links:  Zeigen
mitte:  Darstellung
rechts:  Täuschung

Manche Körper wirken erkennbar sehensgesteuert auf sich selbst und auf andere Gegenstände ein. Solches komplexere Verhalten – wie auch seine Muster, Spuren, Ergebnisse – wird nicht als zufällig oder notwendig gedeutet – nicht als Biofakt – sondern als Ausdruck absichtsvoller Gefühle und Gedanken – als Artefakt. Artefakte stellen den Betrachter hinsichtlich der Absichten ihres Urhebers vor drei Fragen: Wollte dieser das Artefakt anderen Subjekten überhaupt zeigen oder nicht – also überhaupt visuell kommunizieren? Wollte er mit dem Zeige-Artefakt auf andere oder allgemeine Gegenstände (oder Artefakte) verweisen und diese also darstellen oder nicht? Oder wollte er mit dem Artefakt etwas gerade nicht zeigen, sondern es vor anderen Subjekten verbergen und diese also täuschen oder nicht? Die drei Grundmerkmale des visuellen Phänomens Artefakt sind daher Zeigen, Darstellen, Täuschen.

8. Darstellung

Darstellung-Beispiele
links:  Strichmännchen-Zeichnung auf Papier
mitte:  3d-Raumschiff auf Smartphone
rechts:  Hund- und Futterbilder auf Dosenetikett

Artefakte werden als Darstellungen – als Abbilder – gesehen, wenn der Betrachter in ihnen absichtsvolle Anähnelungen an andere Gegenstände erkennt, das heißt die Beziehung eines darstellenden Mediums zu einem dargestellten Inhalt. In einer wiederum etwas komplexeren Welt – einer Welt mit verschiedenartigen darstellenden Artefakten – werden diese nicht nur medial und inhaltlich voneinander unterscheidbar, sondern auch in ihrer Darstellungsweise – ihrem Stil. Vollständig gedeutet sind Darstellungen also erst als die Beziehung dreier ineinander verschachtelter Artefakte: der Bearbeitung des (zeigenden) Mediums, der Gestaltung des (darstellenden) Stils, und deren (täuschenden oder aufrichtigen) Anwendung auf einen gewählten Inhalt.

9. Soziofakte

Soziofakt-Beispiele
links:  Industrielle Arbeitsplätze
mitte:  Verbeugung
rechts:  Grenzstein eines Hoheitsgebietes

Höchst komplex schließlich sind Anblicke visueller Kommunikation zwischen Dritten. Sehende Wesen können in der Eigenschaft von Urhebern und Adressaten sichtbar werden vermittels der zwischen ihnen offensichtlich kommunikativ abgestimmt gestalteten Dinge und Verhaltensweisen – vermittels ihrer Soziofakte. Soziofakte machen die Wesen erkennbar als typische Angehörige spezieller Kollektive, Milieus, Teilgesellschaften – als Elemente besonderer Versorgungs-, Sprach- und Wertegemeinschaften. Im Erkennen von Soziofakten realisiert das individuelle Sehen seine subjektiven Deutungsebenen „Koordination, Klassifikation, Kommunikation“ in den drei gesellschaftlich objektivierten Deutungsdimensionen der sozialen Institutionen Wirtschaft, Kultur, Recht und ihren visiblen Codierungen Tauschverhältnis, Begriffsverhältnis, Sanktionsmaß.

Die 9er-Tabelle insgesamt:

Die neun Phänomentypen und ihre dreidimensionalen Merkmalsgefüge

Alle diese Begriffe sind in einer Schnellübersicht, als bloße Aufzählung von Wortgruppen, natürlich nur äußerst vage verständlich. Die sprachlichen Bezeichnungen sind schließlich nur der Ergebnisbetrag begründeter Unterscheidungen, nicht der Rechenweg. Die Unterscheidungen müssen – um verständlich zu werden – erst nachvollziehbar hergeleitet und veranschaulicht werden. Vor allem gilt es zu erklären, wie sich aus den einfachen Begriffstriaden schrittweise die zunehmend komplexeren entwickeln.

Ein erstes anschauliches Verständnis bietet diese Bilderfolge auf der Landing Page.

Die detaillierte Darstellung findet sich in den folgenden Ausführungen der Theorie.