„Sehen ist die Fähigkeit, Helligkeitsunterschiede zu deuten.“
Auch diese erweiterte Definition wäre noch zu eng. Denn, so müsste man weiter fragen: Was unterscheidet ein sehendes Wesen dann von beispielsweise einem Stück Eis?
Befördert man ein Eisstück vom Dunklen ins helle Sonnenlicht, verändert es seine Form – es zerschmilzt. Würde man deshalb sagen: Das Eis „deutet“ den Unterschied „hell/dunkel“ als den Unterschied „fest/flüssig“?
Können Eisstücke sehen?
Auch das ist offensichtlich nicht das, was man im allgemeinen unter Wahrnehmung versteht. Denn das Eisstück hat augenscheinlich gar keine Wahl, seinen Aggregatzustand vermittels der Unterscheidung von Hell und Dunkel zu regulieren. Die Beziehung „hell = flüssig“ stellt sich entweder rein zufällig ein oder wird an das Eisstück buchstäblich von außen herangetragen, indem ein tatsächlich sehfähiges Subjekt das Eis in die Sonne trägt.
Die Sehensdefinition „das Deuten von Helligkeitsunterschieden“ ist anscheinend ebenfalls noch zu eng – es muss noch etwas Drittes hinzukommen.