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Sehen ist dreidimensional – neunfach.

Die Unterscheidung visueller Phänomentypen nach Komplexität macht eine regelmäßige Struktur des Visuellen erkennbar. Alle neun Phänomentypen basieren auf Gefügen dreier komplementärer Merkmale. Was heißt das:

Die Theorie beginnt mit Blickfeldern, die äußerst wenige Tonwerte enthalten – im Extrem nur einen oder zwei.

Blickfeld mit einem Tonwert

Blickfeld mit zwei Tonwerten

Diese einfachsten Blickfeldtypen prägen die Eigenschaften Farbe, Form, Bewegung aus – die Mindestmerkmale des Sichtbaren.

Beispiel für ein dreidimensionales Merkmalsgefüge:
Die Merkmale der ersten, einfachsten Kategorie – Farbe, Form, Bewegung

Durch die systematische Variation dieser Merkmale lassen sich die spezifischen Sichtbarkeitsbedingungen der einfachsten, allgemeinsten Bedeutungs-möglichkeit darstellen – der sichtbaren Eigenbewegung. Damit ist der erste Phänomentyp beschrieben.

Sichtbarkeiten in ihrer allgemeinsten Gestalt – also Phänomene
mit Farbe, Form, Bewegung – belegen Zelle 1 der 9er-Tabelle

Die Steigerung der Tonwertzahl führt dann zu den acht weiteren, zunehmend komplexeren Sehfähigkeiten wie Tiefen- und Raumsehen, Gegenstands-erkennung, visuelle Kommunikation.

Während dabei aber nach und nach zunehmend komplexere Bedeutungsbegriffe entstehen, bleibt das Gefüge der je phänomenspezifischen Merkmale auf allen Komplexitätsstufen dreidimensional. Beispielsweise besteht das dritte Phänomen „Oberflächen“ in Ausprägungen der drei Merkmale Luminanz, Reflektanz, Transparenz; oder zeigt sich das wesentlich komplexere achte Phänomen „Darstellungen“ im Zusammenwirken der Merkmale Medium, Stil, Inhalt.

Zwei weitere Beispiele visueller Phänomene:
Links:   Die drei Merkmale von Oberflächen (Zelle 3)
Rechts:   Die drei Merkmale bildlicher Darstellungen (Zelle 8)

Das heißt: Zwar werden von Phänomenkategorie zu Phänomenkategorie die involvierten Merkmale zunehmend voraussetzungsreicher – denn sie bauen aufeinander auf. Jede Kategorie in sich aber – vom einfachsten, konkreten Fleck bis zu den abstraktesten Phänomenen der visuellen Kultur – wiederholt die dreidimensionale Struktur von Merkmalen.

In allen neun Kategorien setzt sich der Aufbau aus drei
notwendig ausgeprägten, miteinander verträglichen
(daher dreidimensionalen) Merkmalen fort.

In der Herleitung dieses durchgehenden Strukturmusters werden der „höhere Sinn“ der einfachen und der „tiefere Sinn“ der komplexen Phänomene durchschaubar.

Die theoretische Zusammenschau der unterschiedlich komplexen, aber strukturell gleichen Sehfähigkeiten macht „das Sehen“ als eine organische Gesamtheit erkennbar und besser begreiflich.

Welches sind die drei Merkmale der neun Phänomentypen?